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Albert Ádám: „Never Take a Trip Alone“, 2011

Peep Show Box aus Plexiglas, mdf, Holz und Stahl

Die Installation „Never take a trip alone“, bestehend aus zwei großen, auf der Technik des 17. Jahrhunderts basierenden Perspektivkabinetten, zwei Radierungen, zwei 3D-Videosimulationen und zwei mit gotischer Typografie beschrifteten Papieren, füllt einen Großteil eines Raums in der Budapester Nationalgalerie. 

Adam Albert stellt in seinem Werk „Never take a trip alone“, die Frage nach der Historie der Repräsentation in der Geschichte des Sehens, die der Perspektivkasten des 17. Jahrhunderts mit sich bringt und macht dies mit dem Oevre zweier einflussreicher deutscher Persönlichkeiten der Kulturgeschichte: Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von Humboldt. Durch die Gegenüberstellung verschiedener Epochen und Medien unternimmt Albert Ádám eine imaginäre Zeitreise und reflektiert den Wandel in der kunsthistorischen Bewertung verschiedener Medien. Ádám modelliert deren Werkräume neu und stellt sie verkleinert und als weisses Objekt in den Galerieraum. In diesen Kästen befinden sich die symbolischen Denkmäler und Gedenkstätten ihrer realen und imaginären Abenteuer.

Die Integration dieser Arbeitszimmer in das Format der perspektivischen Box gewinnt eine weitere Ebene, indem Albert die visuelle Erfahrung, die das barocke Gerät bietet, der Visualisierungsmethode der neuesten computerbasierten Animation gegenüberstellt. Diese inszeniert buchstäblich das Umherschweifen des Auges in den Räumen.  Sie simuliert, wie sich die Besucher oder die Besitzer im Raum bewegen.

Das dritte Stück von Alberts Arbeit ist die traditionelle perspektivische Darstellung der Räume in einem Kupferstich.

Das vierte Stück ist eine zweiteilige farbige Zeichnung, die ein emblematisches Objekt jedes Raumes, die Leiter und das Monokular, hervorhebt.

Das vierteilige Werk, das mit verschiedenen Visualisierungstechniken hergestellt wurde und so den Galerieraum bevölkert, schafft eine gut durchdachte Installation, in der sich alle vier Stücke gegenseitig reflektieren. Die Inschriften auf der papierbasierten Zeichnung, der Bildoberfläche und dem Darstellungskanon verweisen explizit auf den historischen Rahmen, der in Alberts Arbeit eine Rolle spielt.

Die Inschriften auf den papierbasierten Zeichnungen, der Bildfläche und dem Darstellungskanon tun dies nicht minder. Darüber hinaus bildet die traditionelle, perspektivische Gestaltung der Stiche im Zusammenspiel mit der Betrachtungsposition, die die perspektivischen Kästen erfordern, ein differenziertes Raster auf die wechselnde Rolle des Kanons und die des Betrachters.

Die Kästen sind genau, detailliert, gearbeitet. Jedes Element stimmt. Allein das handwerkliche Geschick hält die Betrachterin vor den Kästen. Faszination strahlt die Miniaturausgabe dieser Arbeitsräume aus und gerne würde man hinein fassen. Es ist ein sehenswertes Werk.

Beitrag von ursula drees

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