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ZKM: Anca Benera & Arnold Estefan, Urban Wildlife: The Human Influence on the Social Life of Birds, 2013

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Die schöne detaillierte Bleistiftzeichnung von zwei Tauben, die ihr Nest an etwas veralteten Überwachungskameras aufgeschlagen haben. Da scheint es gemütlich zu sein. Am rechten Bildrand eine Notiz von BBC.  Ein Geldautomat wurde gestohlen und kein Individuum konnte identifiziert werden. Warum nur, fragt sich der Betrachter. Weil die Tauben ihren Job schludrig gemacht haben? Weil sie just in dem Moment anderes zu tun hatten? Vielleicht Zweige zu richten oder sich umzudrehen. Vielleicht fliegen oder Futter Suche? Wäre alles möglich. Oder haben die Tauben gar nichts mit dem Diebstahl zu tun? Bilden die Verankerungen der Überwachungskameras tolle Verstrebungen für Nistplätze. Ist das ein Zufall?

Natürlich, so stellen wir uns vor, Vögel und Tauben haben einen viel größeren Sichtradius, dann können sie die Vogelperspektive wunderbar einnehmen, haben einen Überblick, die gehören dahin. Aber warum sollte nicht der Zufall die wilden Tauben an diesen Platz gebracht haben? Es ist ein lachhaftes Bild.  Die zwei Vögelchen sind harmlos und familiär, sie leben. Der ursprüngliche Zweck der Überwachungskameras, die Überwachung ist ihnen egal. Hier ist es schön, hier bleiben wir. Und ungestört ist es zudem.

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Anca Benera & Arnold Estefan, Urban Wildlife: The Human Influence on the Social Life of Birds, 2013

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ZKM: Alicia Framis, Matilda-History of Drones, 2014

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2014, Ausgestopfte Taube, Kamera

„Historiy of Drones“ ist vom deutscher Apotheker Julius Neubronner inspiriert. ER setzte während des 1. Weltkriegs Tauben für die Vermittlung von Rezepten zum nahe gelegenen Sanatorium ein. Auf dem Rückweg wurden Medikamente transportiert. Der Apotherker hat zur Flugkontrolle kleine Kameras an seine Flugtauben gesteckt. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Spionageflugzeuge, die Tauen übernahmen diese Aufgabe.

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Die Taubenfotografie setzte sich nicht durch. Alicia Framis sieht in den Tauben jedoch erste Drohnen. Die Tauben kamen auch in einem militärischen Kontext zum Einsatz. Sie sollten Aufklärung und Spionage betreiben und sie waren unbemannt. Hätte die Luftfahrt eine weniger rasante Entwicklung genommen, wären die Tauben zu Bedeutung gekommen.

Alicia Framis wurde 1967 in Barcelona geboren, lebt und arbeitet in Amsterdam.

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ZKM: Globale: Erik Mátrai (HU): Turul, 2012.

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Überwachungskameras sind überall. Die Modelle variieren. Es gibt die neuen Typen, die runden, die alten, die noch wie Kameras daherkommen.  Wir haben uns an den Anblick gewöhnt und weil sie immer an unauffälligen Stellen installiert sind, oder zumindest nicht direkt auf der Sichtachse eines menschlichen Kopfes, werden sie entsprechend übersehen. Der Künstler beleuchtet die Überwachungskamera effektvoll von unten und der Schatten formt einen fliegenden Vogel. Eine Kamera frei wie ein Vogel, frei wie ein Falke, denn Tutel bedeutet Falke . Ein Geschöpf des Himmels der ungarischen Mythologie, ein Richtungsgeber. Er führte die herumziehenden Ungarn in ihr Heimatland. Und in der letzten Zeit ist Turul zum Zeichen der radikalen Nationalisten geworden. Den die verwenden neben waagrechten toten und weißen Balken aus dem Wappen der Árpád-Dynastie historische und mythologischen Motive. So wird die ungarische Identität etabliert ud machtvoll visualisiert.

„Das allerorts zu beobachtende.Wiedererscheinend es Turul-Vogels in Ungarn ist eines der wichtigsten Anzeichen für das neue nationalistische gefärbte Selbstverständnis der Rechten  und der extramen  Rechten im Land. Dieses Symbol ist der mystischen und romanischen Geschichtsschreibung tief verwurzelt, dem Hauptwerkzeug zur Konstruktion der herzeigten nationalen Identität und deren historischer Mission in Europa und der Welt“ Zitat S. Kisspál “ The Rise of the Fallen Feature: The Symbolist of teh Turul Bird in Contemporary Hungary“ in : e-flux journal, #56, 0672004

Die Lichtinstallation wurde vor 4 Jahren, 2012 gemacht, die Erkenntnisse der Wertigkeit des Vogels und der symbolischen Bedeutung schon 2004 erkennen und begriffen.  DAs Werk ist politisch geworden mit jedem Tag. Die Abschottung der Ungarn von der Europäischen Uniion, die Einschränkung der Pressefreiheit und Abschottung durch Grenzen.

 

ZKM: Globale: Michael Grudziecki (PL): Sniper, 2010-2011

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Sniper ist eine Installation mit Überwachungskamera und Laserpointer. Hier kommen wenig Elemente zusammen, die jedoch sind hintergründig und effektvoll miteinander verbunden.  Die Überwachungskameras sind alt und überholt oder erscheinen zumindest so, sie sind dennoch in vielen Teilen der Welt in Gebrauch. Das Exemplar aus der Ausstellung wurde in Istanbuls Strassen zur Überwachung eingesetzt.

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Jetzt hat diese Kamera die Funktion eines Snipers. Es werden kenne Daten aufgenommen. Durch einen Laserpointer wird sie zu einen Scharfschützen. So zumindest erscheint es dem Betrachter. Die Funktion der Kamera selber hat sich verschärft. Anstatt aufzuzeichnen und darauf zu warten, was aus dem Material heraus geholt werden kann, wird sie zum Täter. Der rote Laserpointerpunkt ist das Zeichen für ein Scharfschützengewehr und für Schussbereitschaft. Die Kamera, die zum Schutz einer Bevölkerung installiert wurde, wird zur potentiellen Gefahr. Das sie als Überwachungskamera sowieso diese Fähigkeit in sich trägt ist immanent, aber diese Visualisierung macht es deutlich. IMG_7015

 

Dandelion Mirror von Scottie Chih-Chieh Huang, 2015

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Es ist eine Interaktive Installation. Ein Algorithmus steuert die Entwicklung des Wachstums, der LED Bildschirm bildet ab. Ein Webcam und ein Halbreflektierende Spiegel sind für das Scheuen und geschaut werden zuständig. Alles in ein System eingebettet ergibt „Dandelion Mirror“

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Wer vor den Spiegel steht, muss nur stehen. Keine weitere Aktion ist erforderlich. Der Biosensor nimmt den Gesichtsausdruck des Betrachters auf, analysiert die mimische Aussage und bildet diese Stimmen metaphorisch als Löwenzahlnblüte ab. Mal ist sie geschlossen, mal weit geöffnet. Je nach Gemütszustand. Der halb reflektierende Spiegel reflektiert den Betrachter er ist aber gleichzeitig auch Projektionsfläche der Installation. Der komplexe fraktale und rekursive Algorithmus errechnet den wachsenden Zustand der Blume.

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Davor halten wir uns ein wenig auf. Mal ist das Gesicht verkniffen, mal weit durch ein Lächeln aufgerissen. Können denn auch kleinere Gefühlsregungen abgebildet werden? Oder muss der Betrachter gehörig übertreiben. Es wird ausprobiert. Zum Schluss kommt heraus: es muss schon umeiniges übertreiben werden. Denn sonst bekommen wir die Knape, ganz verschlossen nicht hin. Auch nicht die reife Erblühen brauchordentlich Mitwirkung.

Gesehen im ZKM, Karlsruhe.

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