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Ars Electronica 2017: Artificial Intimacy: SAMANTHA von Sergi Santos

Künstliche Intelligenz bezieht sich in erster Linie auf die künstliche Nachahmung oder Hervorrufen von Intelligenz. Wobei das nicht einfach ist, angesichts der Tatsache, dass Intelligenz etwas nicht konkret Festlegbares ist. Intelligenzen gibt es viele: emotionale, soziale, faktische, logische, kombinatorische. Messmethoden dafür sind nicht verlässlich, denn da wo der Mensch, oder besser das Individuum im Spiel ist, haben wir es mit vielen Ausprägungen zu tun und bei der Messung mit ebenso vielfältigen Formen der Äusserung von Etwas bestimmten. Das lässt sich über Sprache, Wahrnehmung, Körpermessungen, einer Kombination aller messen. Die Umgebungseinflüsse für jeden einzelnen  unterscheiden sich und bringt Unschärfe in eine Messung. Was ist Intelligenz. Und wie wollen wir sie nachempfinden. Am Einfachsten kann es mit faktischer Leistung geschehen. Da gibt es messbare Quantitäten. Wieviel von einer Sache kann man sich wie schnell merken, erinnern und wiedergeben? 

Kann künstliche Intelligenz ohne Körperlichkeit entstehen?

In Science Fiction Movies gibt es hin und wieder Erscheinungen, deren körperliche Dichte diffus ist und die eine Künstliche Intelligenz repräsentieren sollen. ES sind nebelhafte Formen, Dämpfe, Dunst, Schatten, Moleküle, Schwärme, manchmal Datenströme, weil sie nur vom Rechner gesehen werden können. Eine Künstliche Intelligenz benötigt einen Körper, zumindest für die Menschen. Denn nur dann lässt sie sich identifizieren. Diese Körper sind die Container der Intelligenz. Darin lebt sie, ohne würde die Intelligenz sterben.

Künstliche Intelligenz ist etwas geistiges, auch wenn der Körper ihr eine Form gibt. Da wo ein Körper, da gibt es auch Intimität. Denn der Körper ist beim Menschen gleichbedeutend mit Sexualtrieb und Vervielfältigung, mit Reproduktion oder dem Akt der Reproduktion. Die Ausstellung Artificial Intimacy, Künstliche Intimität, geht auf diesen Gedanken ein. Scheinbar aber nur, denn eigentlich geht es um Sexpuppen, für Männer in erster Linie und Frauen in zweiter Linie. Nicht jedes Artefakt ist dem Körper und dem Sex gewidmet aber die Mehrzahl.

Wobei das Wort Intimität sogar Werte außerhalb der reinen körperlichen Befriedigung suggeriert. Intimität soll entstehen wenn zwei Wesen einander näher kommen. Sich fühlen und spüren, darauf gleichwertig reagieren und einander bereichern.

Dieser Gedanke kann nicht gefunden werden. Wohl aber die körperliche Nähe. Sie wird im Kunstprojekt, wobei das Wort Kunst hier eher auf ein künstlerisches Handwerk zielt, namens SAMANTHA von Sergi Santos mit seiner Sexdoll Synthia Amatus, KURZ SAMANTHA.

Bildergalerie:

Samantha ist entweder eine dunkelhaarige oder blonde real life size Babypuppe. Ihre Schultern sind schmal, die Taille wie die von Sissi, die Beine ohne Mängel, wirklich große Brüste und eine durch die Bekleidung gut sichtbare Vagina. Alles was für Intimität mit einem Mann benötigt wird ist da. In kurz die phänotypischen Merkmale des Weiblichen sind übergroß der Rest schmal und schlank. Der Mund leicht geöffnet. Die Augen groß, die Lippen schmackhaft. Die Oberfläche ist aus weichem gummihaften Material, hautfarbig getont.

Da sitzt sie inmitten des Ausstellungsraums auf einem Sofa mit einem Spot versehen. Sie ist spärlich bekleidet, jeder kann sie anfassen. Vor allem aber der Künstler, der sie wortreich und auch etwas schamlos präsentiert. Seine Wortwahl könnte ein wenig gehobener sein, aber das scheint wohl nicht zu diesem Genre zu passen. Denn Intimität ist hier Sex und das ist gleichbedeutend mit Fucking. Der Entwickler Sergi Santos steht hinter seiner Sexdoll und plaudert vollmundig aus seinem Leben. Wie er sie anmacht, wann er sie benutzt, was seine Frau dazu meint, wie gut sie ihm tut, welche Funktionen und Level sie beherrscht.

Um ihn herum stehen vor allem Frauen, alle Altersgruppen sind vertreten. Sie hören aufmerksam zu, sie sind mit dem weiblich emphatischen aufmunternden Pokerfaxe ausgestattet. Ob ihre Aufmerksamkeit der Absurdität der Erklärungen gewidmet ist, oder der Sache selbst, bleibt unbeantwortet. Nichtsdestotrotz schaut sich das Publikum das Sexobjekt genau an. Diese Puppe also ersetzt das weibliche Geschlecht solange es um das dumpfe Fucken geht. Das also reicht um die Triebe im Zaum zuhalten. Sowohl im Zaum für die Frauen als auch im männlichen Zaum. Denn der scheint wie des Öfteren vermutet immer zu wollen. Das Testosteron blubbert morgens, mittags und abends und der Denkapparat ist von diesem Blubberns so beeinträchtigt, dass eine besser aussehende und deutlich höher entwickelte Beate Use Sexpuppe herhalten muss.

Es wird nicht gesagt, ob mit oder ohne Kondom gearbeitet wird. Ob die Ergüsse einen Eigengeruch erzeugen, ob es Abnutzungsspuren gibt, ob etwas nachlässt oder nicht.

Was jedoch hervorgehoben wird, dass sie unterschiedliche Modis hat und diese Modis können je nach Ansprache oder Beanspruchung auf- oder abgebaut werden. Wird sie oft verwendet, wird sie auch entsprechend auf sich aufmerksam machen, wenn es Zeit ist, ist dies nicht der Fall hält sie sich zurück. Sie kann alle Arten von Response, ob körperlich wird nicht gesagt, eher computersprachlich. Sie sagt Dinge wie: Ich will jetzt, oder willst du es hart oder soft…..

Sie wiegt 35 Kilo, ist 165 cm groß, ihre Augen sind grün, das Haar lang, rötlich brünett und glatt, der Brustumfang ist 78 cm, die Taille 53 cm und die Hüften sind 85 cm. Mit einer ausbaufähigen Software kostet sie 3750 €. Die einfache Sexpuppe ohne Extras kostet 2295 €. Sie hat die körperlichen Vorzüge aber alles Eigenständige geht ihr ab. Es stellt sich die Frage, welche der Puppen am Markt öfter bestellt werden.

Es ist eine Sexpuppe in einer Ausstellung. Sie wird fast obszön vorgestellt. Das Objekthafte des Weiblichen steht im Vordergrund. Und das auf der Ars Electronica.

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